wochenanzeiger 18.05.2011

Ramersdorf · Wagenburg feiert Einweihung

18 Wohnwagen dürfen in der Aschauer Straße als Wohnungen stehen

Ramersdorf · Überrascht war der Bezirksausschuss Ramersdorf Perlach (BA 16), als er aus der Presse erfuhr, dass auf das leer stehende Gelände in der Aschauer Straße/Ecke Ständlerstraße ausgebaute alte LKWs bzw. Bauwagen gezogen sind, in denen aktuell elf Personen wohnen. Hatte man ihn übergangen und von Stadtseite aus nicht informiert? »Nein«, sagt Silke Pesik vom Kommunalreferat, und erklärt, die Nutzung des städtischen Geländes für die Wagenburg sei nur bis 31. Januar 2012 genehmigt.

Als Max aus Spanien zurück kam, ist er in die Wagenburg in der Aschauer Straße gleich eingezogen. Foto: aha

Somit sei es eine »interimistische Maßnahme«, über welche die Stadt den BA nicht informieren muss, erklärte Pesik. »Ich bin empört«, erklärte die BA-Vorsitzende Marina Achhammer. »Es hätte aufgrund des doch recht außergewöhnlichen Mieters eine freiwillige Info durch das Kommunalreferat erfolgen können, um den BA nicht in Erklärungsnot zu bringen«, reagierte der BA einstimmig in einer Nachfrage. Auch wenn die Genehmigung für diese Personengruppe und maximal 18 Wagen gilt und das Gewerbegrundstück im nächsten Jahr vermarktet werden soll, wie Pesik betont. Die Wagenburgler vom »Stattpark OLGA« (Ohne Lenkrad geht’s auch) sind erst einmal froh, dank Einsicht bei der Stadt einen neuen Standort zu haben. Sie hatten sich letztes Jahr im Anschluss an ein Musikfestival auf dem Schwere-Reiter-Gelände in der Dachauer Straße niedergelassen, mussten aber Ende September das Gelände verlassen und wohnten dann im wahrsten Sinne des Wortes »auf der Bordsteinkante« in einer Anliegerstraße in der Nähe. Seit März wohnen sie auf dem Platz im hinteren Teil der Aschauer Straße 34 und zahlen Miete. Eine Baustellen-Toilette ist inzwischen da, Strom- und Wasseranschluss sind in Sicht, Stege führen über die Pfützen des letzten Gewitters, ein bisschen improvisiert sieht es noch aus. »Wir sind noch in der Aufbauphase«, erklärt Andreas M., ihr Sprecher.

Nichtsdestotrotz findet nächsten Samstag, am 21. Mai, ab 14 Uhr ein »Einzugsfest« statt. »Da werden wir unser soziokulturelles Projekt vorstellen«, sagt Andreas. Neben der Akzeptanz bei Stadt und Nachbarn für ihr alternatives Leben in Bauwagen statt Wohnungen geht es darum, dass jeder Bürger öffentlichen Raum als »Freiraum« nutzen kann. Sei es für Kulturveranstaltungen oder Nachbarschafts-Aktivitäten. So soll es in der Aschauer Straße 34 einen »Community Garden« geben, einen öffentlichen Treffpunkt für die Nachbarn. Aber der Schreinergeselle Morgenstern denkt auch an eine Art »Volxküche«, also einmal pro Woche ein Essen gegen eine Spende. Auch Konzerte, Theater, Kinderprogramm oder Workshops sind vorstellbar, ganz wie in der Dachauer Straße. Anders als dort soll jetzt ein Teil des Geländes klar als Privatzone der Wagenburgler erkennbar sein, sozusagen als ihr Wohnzimmer. Der übrige »Freiraum« möge dadurch mutiger genutzt werden als das was er sein soll. Obwohl sie bis Ende Januar in Ramersdorf stehen und leben dürfen, sind die Olgarianer noch nicht am Ziel: Eine Standgenehmigung für lange Zeit in der Stadt. Das würde auch Familien ermöglichen, diese alternative Lebensform zu pflegen. Infos zum Einweihungsfest und dem Projekt unter www.olga089.blogsport.de.

Angela Boschert

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