Olga hofft auf eine solidarische Stadt
Leben im Bauwagen als alternative Wohnform: Der Stattpark Olga sucht nach einer festen Bleibe. (Foto: SZ-Archiv/ales)
Das alternative Wohnprojekt, das in Kürze den Ratzingerplatz verlassen muss, bekommt neue Unterstützer
Kürzlich rollten sie auf ihrem Traktor bei der Demonstration „Ausspekuliert“ mit, im Spätherbst müssen die 20 Erwachsenen und sieben Kinder des alternativen Wohnprojekts „Stattpark Olga“ die Zugmaschine wieder vor ihre Wagen spannen und den Ratzingerplatz verlassen. „München braucht Olga“ ist eine Initiative überschrieben, die auf ein neues Domizil für die Wohnwagen-Siedlung in einem urbanen Umfeld abzielt. „Denn weder auf einer Freifläche inmitten der Großbaustelle Freiham noch auf dem Gelände eines ehemaligen Wertstoffhofs bei Lochhausen lässt sich ein soziokulturelles Projekt wie Stattpark Olga weiterführen, das ja auf einen Platz in der Stadtgesellschaft angewiesen ist“, heißt es in einem offenen Unterstützer-Brief im Internet (www.muenchen-braucht-olga.de).
Wer sich um ein vielfältiges Stadtleben bemühe, müsse Teil dieses Lebens bleiben, finden Unterstützer wie die Filmemacher Doris Dörrie und Marcus Rosenmüller, Kabarettisten wie Helmut Schleich und Faltsch Wagoni, Kammerspiel-Intendant Matthias Lilienthal und Matthias Weinzierl von der Sozialgenossenschaft „Bellevue di Monaco“. Die zwei Dutzend Unterzeichner sind der Ansicht, eine Weltstadt wie München könne Freiräume wie den Stattpark Olga dringend gebrauchen. „Es sind nämlich diese unkommerziellen und unverwechselbaren Orte, die eine Stadt besonders bunt, offen und lebenswert machen“, schreiben die Unterstützer.
Der offene Brief richtet sich an die Stadt München und Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Sie sollen der Initiative eine geeignete Fläche „innerhalb des mittleren Ringes beziehungsweise einen gut erreichbaren Standplatz dauerhaft zur Miete anbieten, um dem Projekt eine echte Perspektive in München zu geben“. Zuletzt hatte sich eine Option zerschlagen, die ausrangierten Bau- und Zirkuswagen im Siemens-Sportpark aufzustellen. Den Ratzingerplatz verlassen müssen die Olga-Mitglieder, weil dort Voruntersuchungen für den Bau einer Grundschule beginnen. Auch den früheren Standplatz an der Tumblingerstraße im Schlachthofviertel hatte Olga wegen eines Schulbaus räumen müssen.
Olga-Aktivisten und ihre Unterstützer pochen auf den Mehrwert für die jeweilige Nachbarschaft. So finde auf dem kleinen Wagenplatz in Obersendling wöchentlich ein Platzcafé mit Konzerten, Vorträgen und Filmvorführungen statt. Es gibt eine Fahrradreparaturwerkstatt und Selbsthilfe-Workshops – jeweils kostenlos. So fänden sich unter den Gästen von Stattpark Olga viele Geflüchtete und sozial Schwache. Mit ihrer selbst angeschafften Veranstaltungstechnik, diversen Werkzeugen und ihrem Fuhrpark unterstütze Stattpark Olga nicht zuletzt andere soziale Projekte und Einrichtungen, wie zum Beispiel Bellevue di Monaco.
Von Thomas Kronewiter