Süddeutsche vom 24.7.2018

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24. Juli 2018, 22:06 Uhr München

Sehnsucht nach Sesshaftigkeit


Zusammenpacken und weiterziehen: Die Wagendörfler von „Hin und Weg“ müssen bis Ende August den Platz an der Denninger Straße räumen. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Mit einer Aktion vor der Oper wollen Bewohner dreier Wagendörfer auf ihre prekäre Situation aufmerksam machen

Von Andrea Schlaier

Da haben sie sich eine prächtige Kulisse für ihren mobilen Wohntraum ausgesucht: Am Donnerstag, 26. Juli, entsteht vor der Oper am Max-Joseph-Platz ein Wagendorf. Von 15 bis 21 Uhr wollen es die Bewohner der drei Münchner Wagendörfer aufstellen und damit auf ein Anliegen aufmerksam machen, das symptomatisch für das behauste Leben am teuren Isarstrand ist. Sie wissen langfristig nicht wohin mit ihrem Traum vom Wohnen und vermissen von städtischer Seite eine Perspektive. „Bau dir deine Stadt“ nennen sie an diesem Tag ihren öffentlichen Workshop mit Kaffee, Kuchen und Livmusik.

„Hin & Weg“, „Rad & Tat“, „Stattpark Olga“ – auch wenn die Gemeinschaften die Bewegung mitunter in ihrem Titel tragen, haben sie gleichzeitig ein tiefes Bedürfnis zu verweilen. Alle drei Initiativen sind aktuell auf der Suche nach einer längerfristigen Perspektive für ihr alternatives Wohnprojekt. „Hin und Weg“ etwa besteht seit 20 Jahren. Die Community muss Ende August ihren Platz nach fünf Jahren an der Denninger Straße räumen, weil die Grünfläche ein öffentlicher Park wird. Das Alternativangebot der Stadt, auf den einstigen Wertstoffhof Obermenzing zu ziehen, haben die Mitglieder verworfen, weil ihre Kinder in Bogenhausen zur Schule gehen.

„Stattpark Olga“, 2016 von Sendling nach Obersendling versetzt, muss ebenfalls Ende August weichen. „In dem Moment, in dem wir unsere Infrastruktur geschaffen haben, uns die Menschen im Viertel kennengelernt haben und sich das Projekt etabliert hat, heißt es schon wieder abbauen, einpacken und neue Flecken suchen“, sagt Andreas Morgenstern von Olga. Trotz vieler Termine mit den Behörden, so die Klage aller Wagendörfler, erhalte man nur Mietverträge über ein bis zwei Jahre.

Soweit sind die Jüngsten im Bunde noch gar nicht. „Rad und Tat“ ringt seit Anfang 2018 mit dem Kommunalreferat darum, sich auf der Schwanthalerhöhe niederlassen zu können. Man vermisse aber bis heute eine „klare Kommunikation“ von Seiten der Stadt.

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