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Letzter Standort abgelehnt
Kulturprojekt Olga: Wagenplatz ohne Perspektive
Jasmin Menrad, 04.08.2018 – 08:00 Uhr
Stattpark Olga sehen sich als Wagenplatz, wo die Menschen willkommen sind, nicht als Wagenburg, die sich dem Viertel verschließt. Foto: Jasmin Menrad
Das Wohn- und Kulturprojekt Olga muss weg – und der letzte mögliche Standort wurde jetzt abgelehnt.
Obersendling – Eine Dokumentation über intersexuelle Menschen läuft und die rund 30 Zuschauer bleiben gerne zum anschließenden Gespräch. Wer eine Apfelschorle oder ein Bier trinkt, wirft eine Spende in die Kasse, gut gegessen hat jeder und draußen sitzen Grüppchen ums Lagerfeuer oder auf Bierbänken. Das donnerstägliche Platzcafé am Stattpark Olga mit Nachbarn und Freunden wirkt entspannt wie immer.
Doch die Wagenplatz-Bewohner sind gefrustet und diskutieren eine Entscheidung, die der Bezirksausschuss (BA) während des Platzcafés gefällt hat. CSU und SPD vom BA19 sprechen sich dagegen aus, einen Parkplatz auf dem geplanten Siemens-Sportpark für eine Zwischennutzung zu vermieten.
Drei Umzüge in acht Jahren
In acht Jahren ist Stattpark Olga dreimal umgezogen, von der Aschauer Straße in die Tumblinger Straße und dann in die Boschetsrieder Straße. Stattpark Olga, das sind 20 Erwachsene, acht Kinder, ein Hund und ein paar Hühner. Sie leben in umgebauten Wagen auf Brachflächen, die sie von der Stadt mieten, haben eine rege genutzte Radlwerkstatt fürs Viertel und einen ebenso rege genutzten Umsonstladen, und jeden Donnerstag treffen sich hier Menschen aus dem Viertel, Alternative und Freunde der Olgas bei einem Kulturprogramm oder zum Ratschen.
Doch ab Mitte Oktober sind die Olgas heimatlos. Obwohl sie viele Fürsprecher bei der Stadt haben und sich auch Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) für sie einsetzt, gibt es bis dato keine Fläche, auf die sie umziehen können. Zumindest keine Fläche, die für ein Kulturprojekt wie das ihre in Frage kommt.
Alle vorgeschlagenen Ausweichflächen abgelehnt
Eine Wiese in Obermenzing haben sie von der Stadt angeboten bekommen. „Zum Wohnen ist es da sehr schön, es ist ja sogar ein See in der Nähe. Aber wir sind nicht nur ein Wohnprojekt, sondern machen ehrenamtlich Kultur – und auf diese Fläche kommt niemand zu Veranstaltungen“, sagt eine der Bewohnerinnen. Sie fragt sich auch, welche Schule ihr Sohn ab dem Herbst besuchen wird und wie lange ihr Weg zur Arbeit wird.
Seit Anfang des Jahres schlagen die Olgas Flächen vor, die für sie in Frage kommen. Nun ist keine mehr übrig – alle abgelehnt. Viele der Olgas haben sich Urlaub genommen, um den Umzug zu organisieren. Jetzt sprechen sie im Urlaub bei Referaten, Behörden und BAs vor.
„München wird nachverdichtet, ja. Aber Brachflächen zur Zwischennutzung wird es immer geben“, sagt eine. „Wenn die Stadt alternative, ehrenamtliche Projekte wie die Olga möchte, dann muss sie uns eine adäquate Fläche anbieten. Oder einfach sagen, dass wir unerwünscht sind.“