Alternatives Wohnprojekt
Wohin die Münchner Wagenburg zieht
„Olga“-Bewohner Frank hat kein fließendes Wasser in seinem Bauwagen.
© Bodmer
München – Der Wagenplatz verlässt die Innenstadt. „Olga“ zieht wohl bald aus dem Schlachthofviertel weg – und zwar in Richtung Osten.
Die Wagenburg verlässt das Schlachthofviertel: Nach Informationen unserer Zeitung stehen Verhandlungen zwischen dem alternativen Wohn- und Kulturprojekt „Stattpark Olga“ und der Stadt kurz vor dem Abschluss. Die alten Bau- und Zirkuswagen, in denen die Menschen momentan an der Tumblingerstraße leben, würden demnach künftig in Ramersdorf stehen.
Zwar ist der Vertrag mit der Stadt noch nicht unterzeichnet, doch es sieht ganz danach aus, als ob die Wagenburg einen neuen Standort erhält. Das vorgesehene Areal liegt an der Wilramstraße an einem Grünstreifen. Dort gibt es außerdem ein leerstehendes Gebäude in städtischem Besitz, das die Wagenburg-Bewohner eventuell mitnutzen könnten. Das Gelände hatte das Kommunalreferat den Stattpark-Aktivisten angeboten, nachdem andere Vorschläge für Ausweichquartiere nicht machbar waren. Die Zeit drängt, „Olga“ braucht dringend eine neue Heimat. In wenigen Tagen läuft wie berichtet der Vertrag für die Fläche an der Tumblingerstraße aus, weil dort gebaut werden soll. Auf der Brache im Schlachthofviertel hatte sich die alternative Wohngemeinschaft mit ihren ausgebauten Bauwagen, Transportern, Campingwagen und Wohnmobilen die letzten eineinhalb Jahre lang aufgehalten.
Für die Ramersdorfer ist „Olga“ eine alte Bekannte. 2011 hatte sich die Wagenburg auf einem leeren Grundstück an der Aschauer Straße niedergelassen. Im September 2014 zog die Wagensiedlung dann ins Schlachthofviertel um. Dort zahlt sie Miete an die Stadt. Die Nutzung war aber von Anfang an nur auf Zeit angelegt, weil die Fläche bebaut werden soll. 18 Erwachsene und sechs Kinder leben derzeit in den „Olga“-Wagen: Studenten, Handwerker, Selbstständige. Was sie verbindet, ist der Wunsch, auf diese besondere Weise zu leben. Jeder für sich in einem Wagen, aber auch auf einem Platz, den sie gemeinsam mit anderen Menschen gestalten. Mit Hühnern. Mit Beeten, die gemeinsam gepflegt werden. Mit Kindern, auf die alle achten. Und mit vielen kulturellen Projekten. Lesungen und Konzerte veranstalten die „Olga“-Leute zum Beispiel auf ihrem Platz. Probleme mit Anwohnern gab es im Schlachthofviertel keine. Sogar der zuständige Bezirksausschuss-Chef lobte „Olga“ zuletzt für die gute Nachbarschaft. Noch vor Wochen war die Rede von einem möglichen neuen Standort an der Großmarkthalle oder in Obersendling. Nun wird es also wohl wieder Ramersdorf. Auch wenn die Bauwagen-Bewohner sich auf Nachfrage unserer Zeitung noch etwas vorsichtig ausdrücken. „Wir sind mitten in den Verhandlungen, um eine gute Lösung zu finden“, teilen sie mit. Die vorgesehene Fläche sei aber „passend“. „Wir“, schreiben die Leute von Olga, „würden uns auf Ramersdorf freuen“.
Von Carmen Ick-Dietl und Felix Müller
E-Mail:felix.mueller@merkur.de
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